Politik - Wirtschaft

Nearshoring & Deglobalisierung

Verliert die Globalisierung an Bedeutung?

ARKM.marketing

Globalisierung auf dem Prüfstand

Seit den 1990er-Jahren galt die Globalisierung als unumkehrbarer Trend: Unternehmen verlagerten ihre Produktion in Niedriglohnländer, Lieferketten spannten sich über Kontinente, und internationale Arbeitsteilung wurde zur Grundlage der Weltwirtschaft. Doch in den letzten Jahren ist dieser Prozess zunehmend ins Stocken geraten. Globale Krisen wie die Corona-Pandemie, der Ukraine-Krieg, geopolitische Spannungen mit China und wachsende Klimarisiken haben gezeigt, wie anfällig stark vernetzte Lieferketten sein können. Unternehmen und Staaten überdenken deshalb ihre globalen Abhängigkeiten – das Stichwort lautet Deglobalisierung.

Was bedeutet Deglobalisierung?

Deglobalisierung beschreibt die bewusste Rückführung oder Verlagerung wirtschaftlicher Aktivitäten aus dem Ausland zurück ins Inland oder in nahegelegene Regionen – ein Prozess, der oft auch als Nearshoring oder Reshoring bezeichnet wird. Ziel ist es, die Abhängigkeit von weit entfernten und oft politisch instabilen Produktionsstandorten zu verringern. Vor allem Branchen wie die Halbleiterindustrie, die Medizintechnik oder die Automobilwirtschaft prüfen zunehmend Alternativen zur Produktion in Fernost, etwa in Osteuropa, Nordafrika oder direkt im Heimatland.

Treiber des Nearshoring-Trends

Mehrere Faktoren treiben den Trend zum Nearshoring an. Erstens haben gestörte Lieferketten in der Pandemie und im Suezkanal-Vorfall 2021 die Verwundbarkeit globaler Netzwerke offengelegt. Zweitens spielen geopolitische Unsicherheiten eine größere Rolle: Handelskonflikte zwischen den USA und China oder Sanktionen gegen Russland zwingen Unternehmen, neue strategische Optionen zu prüfen. Drittens gewinnen auch Nachhaltigkeit und Klimaziele an Bedeutung. Kürzere Transportwege senken CO₂-Emissionen und ermöglichen eine umweltfreundlichere Produktion. Zudem macht der technologische Fortschritt automatisierte Produktion auch in Hochlohnländern wirtschaftlicher.

Bedeutet das das Ende der Globalisierung?

Trotz dieser Entwicklungen ist es verfrüht, von einem Ende der Globalisierung zu sprechen. Vielmehr verändert sie sich. Die Weltwirtschaft bleibt weiterhin eng verflochten, allerdings rücken regionale Wertschöpfungsnetzwerke in den Vordergrund – manche sprechen von einer „Re-Regionalisierung“. Die Nachfrage nach globalen Märkten, Technologieaustausch und internationalen Investitionen bleibt hoch. Auch digitale Dienstleistungen, Softwareentwicklung oder Finanzströme sind weiterhin global organisiert. Deglobalisierung betrifft also vor allem physische Produktion und Logistik – nicht zwingend den gesamten Austausch von Wissen, Daten und Kapital.

Eine neue Form der Globalisierung?

Nearshoring und Deglobalisierung sind keine Abkehr von weltwirtschaftlicher Vernetzung, sondern eine Anpassung an neue Realitäten. In einer Welt, die von Krisen, Unsicherheit und Nachhaltigkeitszielen geprägt ist, suchen Unternehmen nach robusteren, flexibleren und nachhaltigeren Geschäftsmodellen. Die klassische Globalisierung, die ausschließlich auf Effizienz und Kostenminimierung ausgelegt war, weicht einer differenzierteren Strategie. Die Zukunft gehört möglicherweise einer „vernetzten Regionalisierung“, in der Globalisierung nicht verschwindet, sondern intelligenter und krisenfester gestaltet wird.

Quelle: ARKM Redaktion

ARKM.marketing
Zeige mehr

Ähnliche Artikel

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"