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Zinswende eingeläutet? Was bedeutet die Erhöhung des Leitzinses für Sparer und Anleger?

Jahrelang kannte die Europäische Zentralbank (EZB) in Bezug auf die Leitzinsen nur einen Kurs – strikte Nullzinspolitik. Mitte dieses Jahres konnten Anleger und Sparer erstmals wieder auf eine Besserung der Situation hoffen, im Juli erhöhte die EZB den Leitzins zum ersten Mal nach 11 Jahren. Derzeit liegt der Leitzins bei etwa 1,25 Prozent. Was bedeutet das für Anleger und Sparer und wie wird sich die Situation in den kommenden Monaten entwickeln?

Die Jahre der günstigen Kredite könnten vorbei sein

Eigentlich spricht man von drei Leitzinssätzen, dem Einlagenzins, dem Spitzenfinanzierungssatz und dem Hauptrefinanzierungssatz. In der öffentlichen Diskussion beschränkt sich der Leitzins allerdings meist auf den Hauptrefinanzierungssatz, der festlegt, zu welchem Zinssatz sich Banken und Kreditinstitute Geld bei der Zentralbank leihen können. Je niedriger dieser Hauptrefinanzierungssatz, desto günstiger wird dies für die Banken. In der Folge können sie die niedrigen Zinsen an ihre Kunden weitergeben und günstige Kredite vergeben. Das wurde in den vergangenen Jahren auch gerne von Verbrauchern in Anspruch genommen. Ob Immobilie, Auto oder sonstige Neuanschaffung: Die Anzahl derer, die Finanzierungsmöglichkeiten in Anspruch genommen haben, war nie zuvor so hoch.

Sparer und Anleger hingegen erhalten weniger Zinsen für ihre Einlagen oder Geldanlagen, wenn der Leitzins niedrig ist. Im Zuge des steigenden Leitzinses werden klassische Geldanlagen nun also wieder attraktiver. Wäre da nicht ein Problem.

Inflation mindert Vorteile für Sparer und Anleger

Die Erhöhung des Leitzinses kommt keineswegs aus heiterem Himmel, schon lange wurden entsprechende Maßnahmen von unterschiedlichen politischen Parteien und Interessenverbänden gefordert. Vorrangig will die EZB mit der Erhöhung auf die steigende Inflation reagieren, bislang konnten diesbezüglich allerdings keine sichtbaren Effekte beobachtet werden.

Dennoch könnte die aktuelle Situation einen Wendepunkt bedeuten. Schon jetzt werben einige Banken bereits mit speziellen Neukundenangeboten für Sparer. So bekommen das klassische Sparbuch, Fest- und Tagesgeldkonten möglicherweise bald wieder neuen Zulauf. Derzeit erhalten Sparer auf Tagesgeldeinlagen durchschnittlich etwa 0,55 Prozent Zinsen, wer sich für eine zweijährige Festgeld-Anlage entscheidet, kann sogar von 2,60 Prozent Zinsen pro Jahr erhalten. Dennoch sollte man die aktuelle Lage realistisch sehen und vor allem die Inflation berücksichtigen, wenn es um die Entscheidung für oder gegen eine Geldanlage geht.

Fazit

Im August liegt die Inflation im Euro-Raum bei 9,1 Prozent. Dies ist der höchste Stand seit Gründung der Europäischen Währungsunion und laut vieler Experten ist von einer weiteren Steigerung auszugehen. Somit bringt es Sparern und Anlegern vorerst wenig, ihr Geld trotz steigender Zinsen auf der Bank zu belassen. Etwaige Renditen sind schnell durch die Inflationsrate zunichtegemacht.

Es scheint zwar, als hätte die EZB die Zinswende endlich eingeführt. Allerdings liegen die Leitzinsen nach wie vor unter der hohen Inflation, wodurch sich die Situation für Sparer und Anleger vorerst nicht entspannt. Wer sein Vermögen vor der steigenden Inflation schützen möchte, muss sich, nach wie vor nach alternativen Anlagemöglichkeiten umsehen.

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