Warum in der HR-Bubble Fachkräftemangel falsch wahrgenommen wird
„Es gibt keinen Fachkräftemangel, wenn Du ein attraktiver Arbeitgeber bist!"

Das Thema Fachkräftemangel dominiert seit Jahren die Schlagzeilen – insbesondere in HR-Kreisen. Die „HR-Bubble“, also das Netzwerk aus Personalverantwortlichen, Beratern und Dienstleistern, diskutiert intensiv über Employer Branding, New Work, Benefits und Recruiting-Innovationen. Doch wie real ist der oft beschworene Fachkräftemangel wirklich? Und wird er in der HR-Bubble vielleicht sogar falsch wahrgenommen oder überhöht dargestellt?
Reiner Huthmacher ist der profilierteste Kritiker am Fachkräftemangel-Narrativ
Ein frischer Blick auf die Thesen von Reiner Huthmacher, einem der profiliertesten Kritiker des Fachkräftemangel-Narrativs, bringt überraschende Erkenntnisse ans Licht.
Huthmachers Grundthese: Es gibt keinen echten Fachkräftemangel!
Reiner Huthmacher vertritt eine provokante, aber fundierte These: Den vielbeschworenen Fachkräftemangel gibt es in der Realität so nicht. Vielmehr sieht er die Herausforderung darin, dass Unternehmen sich zu wenig als attraktive Arbeitgeber positionieren.
Wer als „Fachkräftemagnet“ agiert, zieht auch in einem umkämpften Markt die passenden Talente an. Die HR-Bubble, so Huthmacher, beschäftigt sich oft zu sehr mit sich selbst und verliert dabei den Blick für die tatsächlichen Bedürfnisse und Möglichkeiten im Arbeitsmarkt.
Die HR-Bubble: Luxusprobleme statt echter Lösungen
Ein Blick in die Diskussionen der HR-Bubble zeigt, dass dort häufig über Themen gesprochen wird, die viele mittelständische Unternehmen oder das Handwerk gar nicht betreffen. Während in hippen Großraumbüros über Feel-Good-Manager, flexible Arbeitsmodelle und Employer Branding-Events diskutiert wird, kämpfen kleine Betriebe auf dem Land mit ganz anderen Problemen: Hier schreibt der Chef die Stellenanzeige noch selbst, oft fehlt das Wissen über moderne Recruiting-Kanäle oder die Ressourcen für aufwendige Employer-Branding-Kampagnen.
Die Realität abseits der HR-Bubble ist bodenständiger und pragmatischer – und sie braucht ebenso pragmatische Lösungen.
Falsche Wahrnehmung durch HR: Die eigentlichen Ursachen beim Fachkräftemangel werden übersehen!
Die HR-Bubble neigt dazu, den Mangel an Bewerbungen oder die fehlende Passung von Kandidaten vorschnell als „Fachkräftemangel“ zu deklarieren. Dabei werden interne Faktoren oft übersehen: Häufig fehlen in Unternehmen die Ressourcen oder die Bereitschaft, in modernes Recruiting zu investieren – sei es durch neue Technologien, gezielte Ansprache oder attraktive Arbeitsbedingungen.
Stattdessen wird das Problem nach außen verlagert: Der Markt ist schuld, der demografische Wandel, die Politik. Doch Huthmacher betont: Unternehmen haben es selbst in der Hand, sich attraktiv zu machen und so die passenden Mitarbeiter zu gewinnen.
Weiterführende Informationen
Reiner Huthmacher sprach im Berliner Capital Club mit den MiNa Kollegen. Ein Interview zum Thema Fachkräftemangel lesen Sie bitte bei den Mittelstand Nachrichten.
Attraktivität als Arbeitgeber: Der Schlüssel zum Erfolg
Die nachhaltige Mitarbeiterbindung ist laut Huthmacher der entscheidende Hebel. Unternehmen, die eine starke Unternehmenskultur und attraktive Entwicklungsmöglichkeiten bieten, können sich die besten Bewerber aussuchen und sparen sich aufwendige Rekrutierungsprozesse. Es geht darum, Rahmenbedingungen zu schaffen, in denen sich Menschen langfristig wohlfühlen und entfalten können. Wer als Arbeitgeber einen echten Mehrwert bietet – sei es durch flexible Arbeitszeiten, Weiterbildung, Wertschätzung oder eine sinnstiftende Tätigkeit – wird auch in Zukunft keine Probleme haben, Fachkräfte zu gewinnen.
Die Rolle der HR: Vom Klagen zum Handeln
Statt sich im eigenen Mikrokosmos zu verlieren und immer neue Benefits zu diskutieren, sollte HR die Perspektive wechseln: Weg vom Jammern über den Fachkräftemangel, hin zu echten, praxisnahen Lösungen. Dazu gehört auch, die Bedürfnisse der Zielgruppen zu kennen – und nicht nur die der eigenen Bubble. Gerade für mittelständische Unternehmen und das Handwerk braucht es einfache, bezahlbare und wirksame Werkzeuge, um Stellen attraktiv auszuschreiben und Bewerber zu gewinnen.
Die Debatte um den Fachkräftemangel ist zu einem großen Teil eine Frage der Wahrnehmung. Wer sich als Unternehmen und HR-Abteilung konsequent weiterentwickelt, auf die Bedürfnisse von Bewerbern eingeht und eine attraktive Unternehmenskultur schafft, wird auch in Zukunft die passenden Talente finden.
Die HR-Bubble sollte sich daher weniger mit Luxusproblemen beschäftigen und stattdessen echte Lösungen für die breite Arbeitswelt entwickeln – ganz im Sinne von Reiner Huthmacher: „Fachkräftemangel gibt es nicht, es gibt nur Arbeitgeber, die noch keine Fachkräftemagnete sind.“