Bürokratische Hürden meistern: So soll internationalen Fachkräften der Weg nach Deutschland erleichtert werden

Deutschland ist heute mehr denn je auf internationale Fachkräfte angewiesen. Dies gilt besonders in Branchen wie der Pflege, der IT, dem Handwerk und dem Ingenieurwesen.
Gleichzeitig stehen die Einreisewilligen jedoch vor langwierigen Verfahren. Visaanträge, Anerkennungen und Aufenthaltstitel ziehen sich nicht selten über Monate. Währenddessen verschärft sich der Fachkräftemangel im Land immer weiter.
Digitale Lösungen sollen dazu beitragen, die Verfahren effizienter und transparenter zu gestalten. Erste Fortschritte sind bereits sichtbar, doch der Weg zu einer durchgängig digitalen Einreise bleibt weiterhin ein anspruchsvolles Ziel.
Kürzere Informationswege und einfachere Kommunikation
Seit der Weiterentwicklung des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes existieren seit dem JAhr 2020 neue Aufenthaltstitel.
Die Chancenkarte, die seit Mitte 2024 gültig ist, erlaubt es qualifizierten Personen aus Drittstaaten in Deutschland nach einem Job zu suchen. Begleitend dazu befindet sich der Zugang zu digitalen Visaverfahren im Ausbau. Mehrere deutsche Auslandsvertretungen nutzen inzwischen beispielsweise standardisierte Online-Formulare für die Antragstellung, inklusive Dokumenten-Upload und Online-Statusabfrage.
Auch die Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse ist digital zugänglicher geworden. Zentrale Online-Portale helfen dabei, die zuständigen Stellen zu identifizieren und die Anträge digital vorzubereiten. Dadurch verkürzen sich die Informationswege und die Kommunikation lässt sich wesentlich effizienter gestalten.
Digitale Belege für finanzielle Absicherung
Ein zentrales Element im Rahmen der Visumverfahren ist der Nachweis von ausreichenden finanziellen Mittel. Bei diesem Thema spielt ein Sperrkonto eine wichtige Rolle.
Digitale Anbieter von diesen Sperrkonten ermöglichen mittlerweile eine vollständig onlinebasierte Kontoeröffnung. Die monatlich begrenzte Verfügbarkeit des Guthabens dient dabei als Garant für die gesicherten Lebenshaltungskosten in Deutschland. Der Vorteil: Die Botschaften erhalten standardisierte Nachweise und die Antragstellenden gewinnen an Planungssicherheit.
Auch hinsichtlich des Krankenversicherungsschutzes, der ebenfalls Voraussetzung für ein Visum ist, kommen zunehmend digitale Schnittstellen zum Einsatz. Vertragsabschlüsse, die Erstellung der Policen und die Übermittlung der Bescheinigung erfolgen bereits häufig papierlos und automatisiert.
Fortschritte und Friktionen bei den behördlichen Prozessen
Trotz des wachsenden Angebots an entsprechenden Plattformen zeigen sich viele Verfahren in der Praxis allerdings weiterhin fragmentiert.
Die Bearbeitungszeiten schwanken stark. Sie liegen zwischen wenigen Wochen in digital fortschrittlichen Regionen und mehreren Monaten in den stark ausgelasteten Ausländerbehörden. Insbesondere bei der Anerkennung beruflicher Qualifikationen zeigt sich: Die Digitalisierung ersetzt den Prüfaufwand nicht, sie strukturiert ihn jedoch zumindest besser.
Einige Städte gehen als gutes Beispiel voran. In Berlin wurde etwa ein digitales Frontend für die Beantragung von Aufenthaltstiteln eingeführt. Antragstellung, Terminbuchung und der Upload von Unterlagen erfolgen gebündelt über ein zentrales Online-Portal. Auch die Stadt Hamburg setzt bereits vergleichbare Systeme ein und plant deren Erweiterung.
Großer Bedarf an standardisierten Schnittstellen
Diese Fortschritte können jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass es an einheitlichen technischen Standards zwischen den Bundes- und Landesbehörden fehlt. Auch die Kommunikation zwischen den Auslandsvertretungen, den Anerkennungsstellen und den Ausländerbehörden ist nicht durchgehend digital gestaltet. Medienbrüche, doppelte Eingaben und Intransparenz bleiben nach wie vor ein Problem – und kosten viel Zeit auf allen Seiten.
Dabei ist die Ausgangslage klar: Die Zahl der Aufenthaltstitel zur Erwerbsmigration liegt inzwischen bei über 70.000 pro Jahr. Hinzu kommen mehr als 50.000 Anerkennungsverfahren für ausländische Berufsabschlüsse. Ohne die passende digitale Infrastruktur wird sich die Zahl der unbearbeiteten Fälle also weiter erhöhen.
Ausblick: Einheitlichkeit statt Flickenteppich
Deutschland verfügt über die rechtlichen Grundlagen und die nötigen digitalen Werkzeuge, um gezielt qualifizierte Fachkräfte für das Land zu gewinnen. Was fehlt ist allerdings die flächendeckende Umsetzung.
Die digitalen Prozesse müssen nicht nur technisch funktionieren, sondern auch logisch miteinander verknüpft sein – vom Erstkontakt im Ausland bis hin zur Aushändigung der Arbeitserlaubnis in Deutschland.
Greifen Verwaltung, Gesetzgebung und Technologie ineinander, ergibt sich schon heute eine spürbare Entlastung, für die Antragstellenden ebenso wie für die Unternehmen, die auf Personal warten.
Der Weg zu einem effizienten, digitalen Einwanderungssystem ist noch nicht abgeschlossen. Er wurde jedoch zumindest endlich in Gang gesetzt.